Wirkungsweisen

Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war Zuhören.

Momo konnte so zuhören, dass dumme Leute plötzlich auf sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den Anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und Anteilnahme.

Sie konnte so zuhören, dass ratlose und unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur einer unter Millionen, einer auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann, wie ein kaputter Topf und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo. Dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.
 
So konnte Momo zuhören.                                        
von Michael Ende

 
Wirkung der tiergestützten Therapie und Pädagogik


Psychische Wirkung
Tiere haben einen positiven Effekt auf die Psyche der Menschen. Ihre bloße Anwesenheit verdrängt Gefühle der Einsamkeit.
Das Versorgen eines Tieres gibt dem Menschen das Gefühl gebraucht zu werden. Das Streicheln eines Tieres bringt das Gefühl von Nähe und Wärme.
Tiere können Menschen immer wieder zum Lachen bringen. So kann das Tier die Stimmung der Menschen beeinflussen und z.B. Depressionen entgegenwirken.
Tiere steigern die Motivation und regen zu Aktivitäten an.
(vgl. Otterstedt 2001, S. 37ff)

Soziale Wirkung
Tiere erleichtern soziale Kontakte. Der Mensch kann mit Hilfe von Tieren Isolation und die damit verbundene Einsamkeit verringern. Sie muntern zur Kommunikation mit Mitmenschen auf. Ein Mensch kommt schneller in Kontakt mit Anderen, wenn er z.B. einen Hund führt. Ein Austausch von Hundeführern oder auch Reitern findet häufig statt.
Das Tier kann aber auch eine Alternative zu menschlichen Kontakten sein. Es ermöglicht dem Menschen Distanzen abzubauen, Nähe herzustellen, Intimität und Körperkontakt zu erleben. (vgl. Otterstedt 2001, S. 41).

Physischen Wirkung
Um den Effekt der Tiere auf den menschlichen Organismus zu prüfen, führten Wissenschaftler zahlreiche Experimente durch. Folgende physische Wirkungen auf gesunde und kranke Menschen wurden belegt (Greiffenhagen, 1991, S. 39ff):

  • Allgemeine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens durch mehr Bewegung sowie Mobilisierung verschiedener Körperteile und Körperfunktionen (Senkung des Blutdrucks – Streicheln setzt motorische Anstrengung, Koordination und Gefühl für das Tier voraus, Stärkung von Muskeln, Sehnen und Gelenken, Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten).
  • Entspannung der Muskulatur beugt Verspannungen vor oder verringert sie (z.B. durch viel Bewegung an der frischen Luft), ebenso wie Folgeschmerzen (z.B. Kopfschmerzen).
  • Aktive, kraftvolle und tiefe Atmung, durch Vorfreude auf den Tierbesuch, Ablenkung von bestehenden Symptomen.
  • Die Motivation, zum Tierbesuch fit zu sein, fördert Heilungskräfte und unterstützt somit die Genesung.
  • Anregung zu einer bewussten und gesunden Ernährung.
  • Notwendigkeit des Aufbaus von Strukturen im Alltag (Tagesrhythmus gibt das Tier mit seinen Bedürfnissen vor).
  • Anregungen für die Freizeit.

(vgl. Otterstedt 2001, S. 31ff)

Der Körperkontakt mit Tieren hat auf Menschen eine entspannende Wirkung. Diese sind im Gesicht und an der Stimme erkennbar, wie z.B.:

  • entspanntes Gesicht
  • Muskelspannung in der Augengegend lässt sichtbar nach
  • lächeln
  • oftmals geöffnete und leicht gespitzte Lippen bei der Kommunikation mit dem Tier
  • weichere und leisere Stimme
  • höhere Stimmlage 
  • zusätzlich: Sprechmuster; kurze Wortabschnitte, fragende Formulierungen mit ansteigender Intonation endend.

(Greiffenhagen, 1991,S. 48ff)

Emotionale Wirkung
Durch die artgerechte Haltung und analoge Kommunikation erfährt der Mensch Bedürfnisse der Tiere. Durch körperlichen Kontakt und das Spüren von Wärme und Bewegung (z.B. weiches Fell, Atmung), übt das Tier folgende emotionale Wirkungen auf den Menschen aus:

  • Förderung des allgemeinen emotionalen Wohlbefindens.
  • Entstehung eines positiven Selbstbildes durch das Erleben von Zuwendung, Bestätigung und Bewunderung.
  • Stärkung des Selbstwertgefühls und auch des Selbstbewusstseins (z.B. durch das Gefühl des Gebrauchtwerdens, die unkritische Bewunderung oder kontinuierliche Zuneigung).
  • Nachlassen des Gefühls der sozialen Einsamkeit und Isoliertheit.
  • Trost und Ablenkung haben eine Verringerung von Traurigkeit und Depressionen sowie eine beruhigende und entspannende Wirkung und Stressreduzierung zur Folge.
  • Durch die sich entwickelnde seelische Entspannung eröffnen sich Wege für eine mögliche Umbewertung von Ereignissen.
  • Menschen finden Ermutigung und Begeisterung für ihr Handeln.
  • Die gesteigerte Aktivität und Verantwortung im Umgang mit dem Tier   -antidepressive, antisuizidale Wirkung der Mensch-Tier-Beziehung.

(vgl. Otterstedt 2001, S. 37ff)

Der Mensch wird durch das Angenommen sein und die Akzeptanz der Tiere in seinem Selbstbewusstsein gestärkt. Diese Akzeptanz und die damit verbundene Aufmerksamkeit halten auch nach dem Kontakt in ihrer emotionalen Wirkung an. (vgl. ebd.)